Nachdem mein 'musikalisches Talent' mit einer 380 Mark teuren Yamaha-Klassik-Klampfe gefördert wurde, mußte ich wider-willens weitermachen. An die vergoldeten und gravierten Mechaniken kann ich mich noch gut erinnern, obwohl das Ding auch aus Sperrholz war. Frau Simoneit gab sich größte Mühe und auch Herr Abt ließ uns im Duett dudeln. Irgendwann brachte wir all unseren Mut auf und taten unseren Miss-Mut kund. "Dann spielen wir halt was anderes..."  Die Begeisterung wuchs, als wir Beatles-Songs in bester Fingerpicking-Manier für Klassik-Gitarre lernten. DAS war schon besser. Gerade, als es anfing Spaß zu machen, zahle die Stadt keine Zuschüsse mehr und der Unterricht wurde - weil zuuu teuer - gekündigt. Aus, Schluß !! Und das nach 5 Jahren gequälten Musiker-da-seins. War´s das?? Matthias zog um und ich legte die Gitarre ganz-ganz weit weg. Durch Zufall trafen wir uns ein Jahr später wieder und er präsentierte mir voller Inbrunst seinen neu erstandenen, in rotem hochglanz strahlenden E-Bass. Von da an war´s passiert. Ich BRAUCHE auch so was.
  Das Feeling der selbergebastelten Gitarren kam wieder hoch und ich erstand ein No-name-Ostblock-Brett, an dem schon einige Bünde rausgefault waren. Dazu ein schimmliger Dynacord Röhren-Verstärker, der den miesen Klang gnadenlos 'verlautstärkte'. Mein Schul-Spezl Max kaufte ein Schlagzeug und wir gründeten eine Band !! Benachbarte Mädels vergingen sich zwischendurch mal am Gesang und später stieg Matthias mit seinem Bass ein. Wir hießen '2nd Function' und waren die KINGS. Spielen konnte natürlich keiner, aber das war auch völlig wurscht.
  Später brach das Heavy-Metal-Zeitalter an und das Equipment sowie die Haare wuchsen. Zum Leidwesen meiner Eltern klangen nun statt wohlklingender Sonaten von 'Sor' wild-verzerrte Gitarren-Riffs durch die 40cm starken Außenmauern des kleinen Reihenhauses bis auf die Straße. Tapping und Schnelligkeit machten damals den guten Gitarristen aus und jeder wollte sein wie der gute alte Eddie. Vom letzten Ersparten wurde 1985 'meine' blaue Hoyer E-Gitarre erstanden, welche bis Heute noch immer mein Aug´apfel ist. Vom ersten Lehrgehalt kaufte ein 100 Watt Yamaha-Amp und die immer längen Haare waren Ausbilder und Eltern weit mehr als nur 'ein Dorn im Auge'. Denn, je länger die Haare, desto besser der Gitarrist. Von der übrigen Verwandschaft als Aussätziger betrachtet war Metal, Rock und Blues 'mein Leben'....